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Allgemeiner Anzeiger Erfurt vom 09.Juli 1997
 
Die Musik übertönte einfach alle ihre guten Vorsätze
 
 

Kaum einer, der Gerda Gabriel auf der Bühne erlebt hat, kann sie sich als brave Lehrerin für Mathe und Chemie vorstellen. Doch eigentlich wäre genau das ihr Ding gewesen. Wenn, ja wenn da nicht die Musik gewesen wäre. Die sympathische Frau sitzt in ihrem Garten und erinnert sich an vergangene Zeiten. Ja, Lehrerin habe sie wirklich werden wollen. "Dieser Beruf hätte mir sicher gelegen", denkt sie laut nach. Außerdem hätte es Gerdas Mutter viel lieber gesehen, wenn die Tochter einen "ordentlichen" Beruf ergriffen hätte. Doch nach einem Jahr des Chemiestudiums mußte Gerda Prioritäten setzen. "Ich dachte mir, ich muß eine Sache konsequent durchziehen", erklärt sie. Und entschied sich für die Musik. Denn die war ihr schon damals unheimlich wichtig.

    
Während Gerda Gabriels Gedanken zurückschweifen, hört ihr Telefon nicht auf zu klingeln. Kaum ist ein Gespräch beendet, wartet schon der nächste Anrufer. "So ist das ständig", lacht die vielgefragte Frau. Da könne es sogar schon mal passieren, daß das Essen anbrennt. Vor lauter Telefonieren, gesteht sie lächelnd. Die angebrannte Mahlzeit wird einfach weggelacht. Oder was anderes gekocht. Kochen ist sowieso eine große Leidenschaft der Gerda Gabriel. "Für meinen Sohn Martin mache ich jeden Tag mittags Essen", erzählt sie. Und dann wird richtig reingehauen. Auch die Mutter hält sich nicht zurück: "Ich esse leidenschaftlich gern, Schnitzel mit Spargel, Braten uns Soßen, Fisch und so weiter". Man sieht es ihr nicht an. Aber zum Dickwerden bleibt sowieso keine Zeit.
Denn es gibt nicht nur Gerda Gabriel im Dirnd'l, die einfach gute Laune und jede Menge Gefühle rüberbringt, sondern manchmal ist sie eine ganz andere. Dann heißt sie Susi Sause und macht mit ihrem jungen Publikum mächtig viel Spaß.
Missen möchte sie keine der Figuren. Sie ist beide. und fühlt sich so oder so richtig wohl. "Für mich muß das Ziel klar sein. Das können auch, wie bei mir,, zwei Ziele gleichzeitig sein. Und dann versuche ich Wege zu finden, um zum Ziel zu gelangen", erklärt sie. Sich auszuruhen, liegt ihr weniger. "Ich warte nicht auf Hilfe anderer, ich muß kreativ sein und selber meinen Kopf rauchen lassen", sagt die Ruhelose.
Es sei nicht leicht, immer wieder alles auszubalancieren und das innere Gleichgewicht wiederzufinden. Aber vielleicht muß Gerda Gabriel auch immer in Bewegung sein. Dann sprießen die Ideen. Die quirlige Künstlerin macht auf ihr Gegenüber den Eindruck, daß sie gerade das pulsierende Leben braucht, um in ihrem Beruf gut sein zu können.
Und wenn doch mal ein wenig Zeit übrig bleibt? Dann gehört die natürlich Sohn Martin. Die beiden radeln gern umher oder lassen einfach am Seerosenteich die Seele baumeln. Oder tanken Luft und Ruhe in ihrem hübschen Garten, der auf die beiden so ganz anders als die enge Neubauwohnung wirkt. Das kann auch mal mitten in der Nacht sein. Ihr Sohn ist ihr sowieso das allerwichtigste auf der Welt. Das merkt man, wie sie über den elfjährigen spricht. Und er? Hat er ein bißchen was vom musikalischen Talent der Mama geerbt?
Das wird sich herausstellen. Auf jeden fall übt er fleißig Klavierspiel. Doch nun wird es Zeit, für den Junior das Mittagessen zu kochen...